Rassismus kennt fast jeder – auch in LDS

Am 05.05.2022 hat die Bundesregierung die Ergebnisse des ersten Diskriminierungs- und Rassismusmonitors vorgestellt, der die verbreiteten diskriminierenden Erfahrungen einerseits, aber auch einen gespaltenen Umgang mit dem Thema in Deutschland andererseits untersucht hat. Ein größerer Teil der in Deutschland lebenden Menschen hat schon selbst einen sog. „rassifizierten Umgang“ (Zitat) erlebt oder kennt einen Betroffenen. Ein zu großer Teil in der Bevölkerung bejaht, aber auch hierarchische Vorstellungen von Gesellschaft, sowie Vorstellungen von „natürlichen“ oder „kulturellen“ Rangunterschieden zwischen Menschen oder reagiert mit Abwehrverhalten gegenüber dem Thema. Ein rassistischer Umgang wird jedoch von einem großen Teil der Bevölkerung als Alltag, auch in Behörden, erlebt. 

Nach der Vorstellung dieser Ergebnisse wird viel darüber diskutiert. Aus unserer Erfahrung im Engagement für Geflüchtete im Verein „Mensch Luckau“ e.V. können wir die Ergebnisse auch im Landkreis Dahme-Spreewald nachvollziehen. Inzwischen sind viele der Geflüchteten von 2015/2016 integriert und arbeiten in verschiedenen Branchen, in denen dringend Arbeitskräfte gesucht werden. Wir hören aber von ihnen sehr viele Erfahrungsberichte, wo in ihrem Alltag hier Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihres Namens unterschiedlich bzw. abwertend behandelt werden. Da gibt es einerseits Erfahrungen in Supermärkten, Behörden oder auch in Schulklassen, andererseits auch unter Kolleg*innen am Arbeitsplatz. Mehrere Menschen, die ich kenne, haben schon auf der Suche nach einem weniger rassistischen Arbeitsumfeld ihre Beschäftigung gewechselt. Viele Firmen, vor allem im Süden des Landkreises, stellen keine Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihres Namens an – inzwischen können fehlende Deutschkenntnisse aber nur noch ab und an als Grund aufgeführt werden. Die Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen begleitet jeden einzelnen dieser Menschen in seiner Biografie in Deutschland, was für viele zunehmend schwierig wird auszuhalten. Dieser toxische Umgang miteinander, das Desinteresse von Seiten der Mehrheitsgesellschaft und die fehlende breite Willkommenskultur in unserer Gegend verhindert nicht nur wirkliche Integration und produziert langfristige Problemlagen, sondern sie führt zu unfreundlichen Gemeinwesen, die nicht in der Lage sein werden, eine gelingende Zukunft miteinander zu erarbeiten.

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