Kunst & Kultur

Kultur kultivieren

Kultur gehört zur Grundversorgung in unserem Land:
Filme und Theatererlebnisse helfen uns zu träumen, andere Leben in anderen Welten (nachzuer)leben, über die Gesellschaft und (unsere) Beziehungen nachzudenken, unseren Horizont und unsere Sichtweisen zu weiten. Musik und Tanz erreichen und eröffnen tiefste emotionale Schichten in uns, selbst ausgeübt wächst der Intellekt durch die Herausforderungen an unser Analyse- und Abstraktionsvermögen (bei der Notenbildumsetzung) bis hin zur komplexen Feinmotorik. Erinnerungskultur brauchen wir, um unser gesellschaftliches Werden zu verstehen, an ihm zu wachsen und aus ihm zu lernen. Dass unsere entfaltete, freiheitlich und (trotz allem) wohlhabende, kulturvolle Gesellschaft aus der Schöpferkraft, den Lernleistungen, der Kreativität und auch den Irrtümern, ja auch Verbrechen, aber auch Opfern und Entbehrungen vorangegangener Generationen entstand, bereichert nicht nur das Wissen, es schützt auch vor Selbstüberschätzung und der Wiederholung schrecklicher Fehler und Irrtümer. Deswegen gehört Kultur in ihrer Fülle und Komplexität staatlich gefördert und gestützt – sie ist kein beliebiger Luxus, der je nach Finanzlage Sahnehäubchen sein darf oder gecancelt wird. Und Kultur muss die Menschen erreichen, sie stets im Focus behalten bzw. in ihnen selbst die Kulturträger freisetzen. Und sie gut unterhalten! Unser Landkreis ist da auf gutem Weg.

Wir machen selbst:
Musik-, Kunst-, Tanzbegeisterte, die Ortschronisten und Sammler, das kulturelle Leben im Landkreis: in Heimat- und Traditionsvereinen, in Bands, Orchestern, Chören, Malzirkeln, Theatergruppen, als Veranstaltungsorganisatoren und Ausstellungsmacher. Die evangelische Kirche trägt in den vielen historischen Dorfkirchen das ländliche Kulturleben durch eine Fülle von Musik-, Lesebühnen- und Theaterveranstaltungen, besonders im Süden  – von der „tanzenden Orgel“, von kleinen Musikensembles bis zu großen symphonischen Chor- und Orchesterwerken. Auch von Ehrenamtsinitiative getragen waren die spektakulären Aufführungen der monumentalen Friedenssymphonie der Britischen Komponistin Hazel Leach mit polnischen und Dahme-Spreewälder Laienmusikern einer privaten Musikschule, deren Laienorchenster „Grenzenlos“ und regionalen Chören. Auch andere Musikschulen treten mit Schülerkonzerten regelmäßig an die Öffentlichkeit wie auch die Kreismusikschule mit ihrem Hauptschwerpunkt in KW. Die Förderung dieser Kulturarbeit vor Ort in der Breite durch den Kreis begrüßen wir, wünschen dazu aber breiter aufgestellte Auswahlgremien.

Sammeln, um erinnern zu können:
Die drei bedeutende Regionalmuseen in Luckau, Lübben und KW (neben kleineren lokalen) müssen von den Kommunen getragen werden. Sie strahlen mit ihren Bestands-  sowie wechselnden Themenausstellungen auch über die Region hinaus. Wir haben durchgesetzt, dass zwei Museumspädagogen kreislich mitfinanziert werden, aber die Personaldecke der Häuser bleibt zu dünn, die Finanzierung immer wieder gefährdet, weil die Museen eben nicht Teil der „Grundversorgung“ sind – und die Nöte sind bei den kleinen Regionalmuseen um vieles schärfer.

Gutes von Gästen:
Überregional strahlen durch die Teilnahme internationaler Künstler das Rohkunstbau-Ereignis aus – jetzt wirkungsvoll etabliert im Lieberoser Schloss – die Aquamediale entlang der Lübbener und auch anderer Unterspreewälder Fließe und die Luckauer Spektrale. Hier ist der Landkreis wichtiger Förderer, wobei die Spektrale immer auch mit spannenden Jugendkunstprojekten verknüpft wird. Musikalisch ist die Welt zu Gast durch die regelmäßig auch in LDS gastierenden brandenburgischen Sommerkonzerte. Diese echten Highlights ersetzen aber nicht eine auf Dauer angelegte und finanziell untersetzte Projektstrategie zu Film-, Theater-, Konzert- und Ausstellungsbetrieb auf Kreisebene.


Vielfältig.Kulturell.Regional
Wie strahlkräftig und (auch ökonomisch-synergetisch) erfolgreich einzelne solcher Projekte werden können, zeigen andere Landkreise mit „Oper Oder Spree“, dem Choriner Musiksommer, der Musikakademie und Kammeroper Rheinsberg oder sie planen dergleichen (wie Finsterwalde mit „Braunkohlenmitteln“). Wo in LDS sind diese „Grundversorgungsorte“ für Jugendkultur-Events (Niederlausitz-Rave, Rock im Speicher, Liedermacherfeste), für eine Niederlausitzer Musikakademie, für lokale Theater- , Film- oder Konzertreihen? Alte Stallungen, Speicher, Fabriken, Herrenhäuser gibt es genug! Dass auch Touristen hiervon mehr erwarten, steht außer Frage. Beispielhaft sehen wir mögliche Synergieeffekte im Zusammenhang mit einer vielfältigen kulturellen und regionalhistorischen „Bespielung“ des Lieberoser Schlosses und Parks neben der Nutzung als INA (Internationale Naturausstellung) als große Chance und als ideales Projekt zur dortigen nachhaltigen regionalen Entwicklung, förderbar aus Geldern des Braunkohlenkompromisses, bei dem der Kreis als wichtigster Partner ins Boot gehört.


Geschrieben von:
Lothar Treder-Schmidt aus Caule