Was wollen denn die Grünen machen, damit es in der Zukunft für Kurzstreckenflüge attraktive Alternativen gibt?

Was die Reisedauer angeht, ist die Bahn in vielen Fällen schon eine attraktive Alternative. Wir wollen den Bahnverkehr weiter ausbauen, alle deutschen Großstädte mit regelmäßigen Verbindungen an den Fernverkehr anschließen und in ländlichen Räumen in größerem Umfang Anschlüsse an das Schienennetz reaktivieren. Der Ausbau von Busverbindungen soll die schnelle Erreichbarkeit des Schienenfernverkehrs sicherstellen. Bahnfahren muss aber auch im wirtschaftlichen Vergleich gegenüber dem Flugverkehr bestehen. Hier wollen wir versteckte Subventionen des Flugverkehrs abbauen. Flughäfen werden oft aus Steuergeldern bezahlt und den Fluggesellschaften preiswert zur Verfügung gestellt (siehe Willy-Brandt-Flughafen/BER), Trassengebühren fallen nicht an und es werden keine Steuern auf Treibstoff erhoben. Die Kerosinsteuerbefreiung und die Befreiung von der Mehrwertsteuer für internationale Flüge sind zwei wesentliche Beispiele von versteckten Subventionen.

Und wie kommt man ohne Flieger nach Mallorca und zu anderen Urlaubsinseln?

Gar nicht. Deshalb hat Flugverkehr einen berechtigten Platz in einer globalisierten Welt. Aber die Frage muss erlaubt sein: Wie viel Flugverkehr verträgt die Atmosphäre, wie viel die Menschen am Boden? Wo sind die sinnvollen und notwendigen Grenzen des Wachstums? Ich fliege schon lange nicht mehr in den Urlaub.

Ist es nicht unsozial, wenn sich nur noch reichere Menschen das Fliegen leisten können?

Ich gönne allen Menschen ihren Urlaub, aber ein Ticket für 16 Euro nach Mallorca steht in keinem Verhältnis zu den wahren Kosten und Folgekosten des Flugs. Dieser muss die Kompensation von Umwelt- und Klimaschäden beinhalten, die anteiligen Kosten für die Flughafen-Infrastruktur sowie für angemessene Umsiedlung, aktiven und passiven Lärmschutz sowie Gesundheitsvorsorge der Flughafen-Anrainer. Unsozial ist, wer auf Kosten der Allgemeinheit ohne Rücksicht auf die Folgen fliegt. Es gibt kein Recht auf subventionierte Billigfliegerei.

Was möchtest du den Leser*innen noch mitgeben?
Dass wir Grünen das Fliegen, Auto- und Motorradfahren grundsätzlich verbieten wollen, ist Unsinn. Aber ein “weiter so” wie bisher kann es auch nicht geben. Wir wollen auf die Veränderungen des globalen Klimas sinnvoll reagieren. Mit dem Pariser Abkommen haben sich 196 Länder dieser Welt darauf geeinigt, den Ausstoß der Treibhausgase so zu reduzieren, dass die Erhitzung des Planeten begrenzt wird. Wenn wir alle eine gesunde, lebenswerte Welt erhalten wollen, müssen wir auch vernünftige Einschränkungen hinnehmen. Nicht, weil uns das Spaß macht, sondern weil es notwendig ist. Früher gab es großes Geschrei um die Vorschriften zu Sicherheitsgurt, Dosenpfand, bleifreiem Benzin und den Kontrollgängen der Schornsteinfeger*innen. Rückblickend haben heute alle begriffen: Das waren sinnvolle Vorgaben, die uns nützen. Ich bin überzeugt, dass das bei den Klimaschutzmaßnahmen auch so sein wird. Und ich bin sicher: Vernunft setzt sich am Ende durch.


Das Interview wurde geführt von:
Andrea Lübcke aus Eichwalde
(Kreistagsabgeordnete, Gemeindevertreterin & Fraktionsvorsitzende Eichwalde)