Energiewende Ein Interview mit Heide SchinowskyBündnisgrüne Direktkandidatin für Cottbus & Spree-Neiße und für Platz 3 die Landesliste Brandenburg zur Bundestagswahl 2021 Zur Person:Heide Schinowsky lebt mit ihrer Familie in Jänschwalde, hat eine kleine Tochter und engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich Klima und Energie. Sie startete bei der BUNDJugend, war BUND-Vorsitzende in Berlin, Referentin im Berliner Abgeordnetenhaus und Brandenburger Landtagsabgeordnete. Seit 2000 ist sie Mitglied bei Bündnis 90 / Die Grünen. Was heißt „Energiewende“? Die Umstellung der gesamten Energieversorgung auf regenerative Energien, um unsere Treibhausgasemissionen – insbesondere CO2 – schnellstmöglich auf Null zu senken, um die Erderwärmung zu bremsen und damit die Klimakrise zu stoppen. Was sind die wichtigsten Schritte dabei? 1. Ausstieg aus Kohle & Gas; Reduzierung der Müllverbrennung sowie der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare Energien.2. Energie sparen (eigentlich der wichtigste Punkt, denn soviel Energie, wie wir aktuell benötigen, ist aus regenerativen Quellen nicht zu decken).3. Energie effizient einsetzen: Weil Energie relativ preiswert ist, spielt Energieeffizienz noch keine große Rolle. Ein Beispiel: Energie für Transportkosten ist bisher kein relevanter Faktor für den Lebensmittelpreis. Wenn sich das ändert, werden regionale Produkte viel häufiger in den Supermärkten zu finden sein. Welche regenerativen Energieträger kommen denn in Frage? Entscheidende Kriterien bei der Auswahl sind Stand der Technik und Wirtschaftlichkeit und dazugehören auch die Folgekosten. Berücksichtigen wir diese, ist jede erneuerbare Energie günstiger als fossile Energien mit ihren hohen Klimafolgekosten oder als Kernenergie mit den Kosten für ein Atommüllendlager.Wind und Sonne sind die zentralen Elemente der erneuerbaren Energieversorgung. Auch Geothermie und Biomasse können an geeigneten Standorten und unter bestimmten Bedingungen einen wichtigen Beitrag liefern. Alle Energieträger haben auch ihre Nachteile, die wir im Blick haben müssen. Man kann z. B. nicht beliebig viel Biomasse zur Energiegewinnung anbauen, weil dies in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion steht. Was machen wir, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint? Wir müssen die Verfügbarkeit von Energie intelligent regulieren. Dafür brauchen wir u. a. Energiespeicher – sowohl in Einfamilienhäusern, um kleine Bedarfe zu decken, als auch große Speicher. Momentan kann unser Energieversorgungsnetz noch nicht ausschließlich mit regenerativ erzeugter Energie funktionieren. Um die Versorgungssicherheit auch mit regenerativen Quellen zu garantieren, brauchen wir noch ein paar Schritte, aber die sind technisch machbar – und dann sitzen wir auch nicht im Dunkeln. Welche Speichermöglichkeiten gibt es? Schon heute nutzen wir zahlreiche Speichertechnologien für Wärme & Strom, wie Pumpspeicherkraftwerke oder Batterien. Aktuell wird große Hoffnung auf Wasserstoff gesetzt: Strom, der gerade nicht benötigt wird, wird genutzt, um Wasserstoff zu erzeugen. Und wenn dann Energie benötigt wird, wird aus dem Wasserstoff in einer Brennstoffzelle wieder Strom und Wasser erzeugt. Wasserstoff wird ein zentraler Baustein in der Energiewende werden. Was muss Politik tun? Die Möglichkeiten und Angebote massiv erweitern, um CO2-sparsam zu leben – und das quer durch alle Lebensbereiche. Was heißt Energiewende im Wohnbereich? Muss jetzt jeder eine PV-Anlage auf das Dach oder den Balkon bauen? Wir müssen staatlicherseits dafür sorgen, dass es für alle, die ein Haus besitzen attraktiv ist, über eine Solaranlage auf dem Dach nachzudenken. Gerade in unserer Region haben nicht viele Menschen einfach mal so 20.000 € zur Verfügung, die sie in eine PV-Anlage investieren könnten. Hier brauchen wir auch zukünftig attraktive Förderprogramme. Und wir brauchen passende gesetzliche Vorgaben, die hinreichend weit in die Zukunft gerichtet sind. Wer heute saniert, muss sich darauf verlassen können, dass das Haus auch in 20 Jahren noch die dann gültigen Anforderungen erfüllt. Seiten: 1 2